Was bedeutet sekte

Viel Geld für Markenkleidung oder ein Hobby auszugeben ist akzeptabel, aber der „Zehnte“ ist „Ausbeutung“. In jener Zeit gesellschaftlicher Weltanschauungskämpfe wurden regionale kirchliche und staatliche „Sektenberatungsstellen“ gegründet, die oft bis heute bestehen, auch wenn sie im kirchlichen Kontext heute nur noch selten den Begriff „Sekte“ im Namen tragen.

Im Abschlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags 1998 ist nur noch von „sogenannten Sekten und Psychogruppen“ die Rede, dort wird schon mit Rücksicht auf die staatliche Neutralitätspflicht empfohlen, auf die Verwendung des Begriffs zu verzichten.

In dieser Weise eher neutral-deskriptiv verwendete schon das Neue Testament in der lateinischen Übersetzung (Vulgata) den Begriff secta für jüdische Gruppen (Sadduzäer Apg 5,17, Pharisäer Apg 5,15 und für die „Nazarener“, i. Das Massenphänomen löste Sorgen aus – warfen hier massenhaft junge Leute ihre Zukunft weg? Die dezidiert negative Prägung des Begriffs in der Alltagssprache sowie das sich vergrößernde Bedeutungsfeld und die damit einhergehende Unschärfe verdrängten darum zunehmend auch seine Verwendung als religionswissenschaftlicher Fachbegriff.

Hier wird die Herkunft aus einer Abspaltung akzentuiert, welche plötzlich (etwa durch neue Offenbarungen) oder allmählich entstanden sein kann.

Religionswissenschaftlich ist der Begriff ursprünglich wertneutral-beschreibend. Autoritäre Führung

Eine zentrale, unfehlbare Führungsperson gibt vor, was „wahr“ ist.

Diese liste ich hier nicht auf, weil das wäre, als ob man den Teufel mit dem Beelzebub verjagt. 

Exorzismus: wenn Wahnsinnige Besessene „heilen“

Säkulare Sektenberatung

In Deutschland gibt es aber zum Glück auch verschiedene säkulare Sekten-Beratungsstellen, die Unterstützung im Umgang mit sogenannten Sekten und konfliktträchtigen Gruppierungen bieten.

Jahrhundert zum Beispiel mittels blutiger Verfolgung. Jahrhunderts einerseits im 19. Growing Up on the Religious Fringe, Oxford.

Funkschmidt, Kai / Gerhardt, Uta / Utsch, Michael (2015): Neue religiöse Bewegungen, Arbeitsheft mit CD-Rom, Stuttgart (Schulbuch).

Hemminger, Hansjörg (1995): Was ist eine Sekte?, Stuttgart.

Hempelmann, Reinhard u.

2001 [1901], S. 14988]

Er engagierte sich für eine vom lieben Gott ausschließlich patentierte christliche Sekte. Sie erklären kaum, warum andere vernünftige Menschen dieser Gruppe auch im Wissen um manche Missstände nach wie vor gerne angehören oder beitreten. Bisweilen geraten Gruppen schon deshalb in die Sektenecke, weil sie dem Geist der Zeit nicht rasch genug folgen.

Dabei bleiben sie hierin nur bei denjenigen Leitbildern, die in den katholischen, orthodoxen und den Kirchen der „Dritten Welt“ Allgemeingut sind und es bis vor kurzem auch in den evangelischen waren.

Der Sektenbegriff wurde überwunden, als man lernte, alternative Religionsformen neu zu sehen: einerseits als Neubildungen eigener Art und eigenen Stils als Ausdruck zunehmender Individualisierung und kultureller Diversifizierung und andererseits als Protestbewegungen, die auf Defizite des Bestehenden hinwiesen.

Nun entscheiden Begriffe wie Menschenwürde, Menschenrechte, Freiheit, Selbstentfaltung, Selbstverwirklichung, was akzeptabel ist.

„Sekte“ wurde nun um den aus dem Englischen kommenden, weitgehend bedeutungsgleichen Begriff „(destruktiver / persönlichkeitsgefährdender) Kult“ ergänzt und seit den 1980er Jahren auch auf parareligiöse, therapeutische und politische Gruppen und Gemeinschaftsbildungen angewendet („Psychogruppen“, „Politsekten“).

So werden etwa die Mormonen heute eher wegen ihrer Hierarchie, ihres traditionellen Familienbildes und der Ablehnung der Homosexualität kritisiert, also im Gegensatz zu früher nicht für ihre Neuerungen, sondern für ihr Festhalten am Tradierten. Neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen in der Bundesrepublik Deutschland, Drucksache 13/10950, Berlin.

Eck Duymaer van Twist, Amanda van (Hg., 2015): Perfect Children.

Jede Zeit hat andere Selbstverständlichkeiten. Im 17. Doch eine klare, allgemein gültige Definition einer „Sekte“ gibt es nicht. 

Zum Begriff „Sekte“

Ursprünglich stammt das Wort aus dem Lateinischen („secta“), was so viel wie „Richtung“ oder „Lehre“ bedeutet. 

Heute hat es einen stark negativen Beigeschmack und wird meist für autoritäre, kontrollierende oder gefährliche religiöse Bewegungen verwendet.

Während eine Religion gesellschaftlich anerkannt und oft staatlich privilegiert ist, gilt eine Sekte als abweichend, klein und häufig problematisch.

Um die Verführung weiterer Menschen auszuschließen, wurden neue Gruppen bisweilen heftig bekämpft, im Falle der Täufer im 16. In ihrer Fremdheit gerieten sie nicht nur in Konflikt mit der christlichen Lehre, sondern mehr noch mit den gesellschaftlichen Normen („Aussteiger“). So spricht man bei Kirchen von „Ausgetretenen“ oder „ehemaligen Mitgliedern“.

Kritik oder Widerspruch sind nicht erlaubt. Kurzum, eigentlich eine klassische „konfliktträchtige Gruppe“. Daher gerät die sich rapide wandelnde und zugleich kulturell immer vielfältigere Gesellschaft trotz aller Liberalität wieder an ihre Toleranzgrenzen im Umgang mit Religionen und Kulturen. Nicht immer ist deutlich, dass diese auf Unterschieden der religiösen Praxis und theologischen Lehre beruhen, ohne dass damit größere sozialpsychologische Differenzen einhergehen müssen.

Was dem „Aussteiger“ eine gefährliche Sekte, ist dem Anhänger seine geliebte religiöse Heimat – auch mit ihren Schwächen.

Bei alledem bleibt die Aufgabe der Unterscheidung für die Kirche bestehen. In: Geschichte des Altertums, Berlin: Directmedia Publ. Jahrhundert waren die Mormonen verhasst, weil die Polygamie als größte Schande der USA neben der Sklaverei galt.

Jahrhunderts, 2. Aufl., Stuttgart.

Stausberg, Michael (2020): Die Heilsbringer. Im theologischen Zusammenhang ist „Sekte“ stets Teil einer polemischen Auseinandersetzung und von dieser Geschichte kaum zu trennen.

Analoge Prozesse in anderen Religionen können zwar religionswissenschaftlich ebenfalls mit dem Sektenbegriff im Sinne von „Schule“ bezeichnet werden, insofern die Entwicklung von Untergruppen in der Religionsgeschichte ein regelmäßig auftretendes Phänomen ist (im tibetischen Buddhismus etwa die bekannten Gelbmützen [Gelug] und Rotmützen [Nyingma]).

Dagegen haben „Aussteiger“ eine anrüchige Gruppe verlassen und sich gerettet. Neue Frömmigkeitsstile führten im 18. Hierbei wird der Aspekt der Schule betont, die einem Lehrer oder einer Lehrmeinung folgt (secta als „befolgte Grundsätze, Denkweisen, Richtlinien, Partei“). (Hg., 2005): Lexikon neureligiöser Gruppen, Szenen und Weltanschauungen.

Auch hier wäre jeweils zu fragen, ob ich das Andere, ja, das Befremdliche des Gegenübers gelten und stehen lassen und möglicherweise sogar Anregungen und berechtigte Anfragen an mich darin entdecken kann.

Auf dieser Basis, die das Gegenüber ernst nimmt, seinen Blickwinkel zu verstehen trachtet, nach seinen Stärken sucht und zumindest potenziell sich selbst infrage stellen lässt, kann dann auch Kritik an einer Religion zur Sprache kommen – von beiden Seiten.

Kai Funkschmidt, August 2021


Literatur

Baer, Harald u.